Wieder einmal typisch für mich:
Es
ist Samstagabend, zehn vor acht. Ich bin mit dem Auto auf dem Weg nach
Hause, um mich für das Geburtstagsessen einer meiner besten Freundinnen zurecht zu machen. Das Geburtstagsessen ist um acht Uhr. Ja,
genau. Schon in zehn Minuten. Ich sitze nervös im Auto und fahre zugegebenermaßen viel zu
schnell – war die Ampel da gerade etwa rot?
Zu
Hause angekommen, begrüßt mich meine Mutter fröhlich wie eh und je. Es tut mir zwar im
Herzen weh, aber ich muss sie umgehend abwürgen: „Mama, ich muss mich
fertig machen, ich treff‘ mich mit den Mädels!“ Auf die Frage
nach dem „Wann?“ und meiner Antwort „ vor fünf Minuten“
entgegnet sie nur mit einem großen Schmunzeln.
Kennt ihr diese Situation?
Es
ist wirklich jedes Mal das Gleiche und ich frage mich immer wieder
aufs Neue:
Wieso schaffe ich es wirklich jedes Mal, zu jedem
Anlass zu spät zu kommen?
Ich
meine, ich gehöre nun auch zu den Armbanduhrenbesitzern. Aber es hilft wohl
alles nichts.
In meinem Kopf herrscht scheinbar eine komplett andere Zeitrechnung.
Wenn
ich gemütlich duschen, nett aussehen und vielleicht noch etwas essen
will und das alles ohne Hetzerei, hätte ich eigentlich um 18 Uhr
loslegen müssen.
Und dann fängt es auch schon an: Während ich auf dem Sofa
sitze, anstatt einfach loszugehen, rattert mein Kopf: << Du
brauchst ja nur zwei Minuten dafür und das Essen kannst du dir
mitnehmen…>> Das Endergebnis sieht dann so aus, dass ich
nichts gegessen habe, die Wohnung aussieht wie eine Müllhalde und
ich mit nassen Haaren aus dem Haus stürme, um dann auch noch den Bus
in die Stadt zu verpassen.
Dass die Deutsche Bahn und ich die gleiche Zeitrechnung haben, kommt mir des Öfteren sehr gelegen... :)
Ich
habe mich mal ein bisschen im Internet schlau gemacht:
Viele sehen das
Zuspätkommen, auch das eines guten Freundes, als respektlos an. Aber
nur weil ich es nicht rechtzeitig schaffe, fertig zu werden,
respektiere ich meine Freunde doch nicht weniger? Ich mache mich ja schon selbst verrückt. Im Übrigen kennen sie das Spektakel ja auch schon. Man kann ja fast schon behaupten, dass ich auf meine Art und Weise immer zur rechten Zeit am rechten Ort bin.Schließlich komme ich immer pünktlich zu spät - und das muss man auch erstmal schaffen!
Ich könnte sogar so weit gehen und sagen, dass ich meine Unpünktlichkeit ja schon regelrecht einplane und deshalb durchaus in der Lage zu sein scheine, mit der gegenwärtigen Zeitrechnung nicht auf Kriegsfuß zu stehen.
Was das notorische Zuspätkommen angeht, sprechen Experten von einem Autonomiekonflikt. Man sträubt sich dagegen, von anderen verplant zu werden und rebelliert,
in dem man zu der Zeit kommt zu der man eben kommt. Zu manchen meiner
Situationen würde das sogar passen.
Ein gutes Beispiel war Anfang des Jahres der „Erste-Samstag-im-Monat“ –Pflicht Termin, den meine Freundinnen eingeführt haben. Ich sträubte mich seit Minute 1 dagegen. Ich
fühle mich mit meinen 22 Jahren einfach noch zu jung für Pflichttermine, vor allem mit meinen Freundinnen.
Forscher reden von einem „Zugehörigkeits-Selbstbestimmungs-Konflikt“, der wohl in der Existenz des Lebens stecke – Das Ziel des Lebens sei, nach Meinung der Forscher, die Selbstständigkeit im Leben. Im Alltag zeige sich der Konflikt, wenn man etwas will, was den Erwartungen anderer allerdings widerspricht. Dann muss man sich wohl oder übel entscheiden: Bestimme ich über mich selbst oder gehöre ich dazu? Was ist mir wichtiger?
Forscher reden von einem „Zugehörigkeits-Selbstbestimmungs-Konflikt“, der wohl in der Existenz des Lebens stecke – Das Ziel des Lebens sei, nach Meinung der Forscher, die Selbstständigkeit im Leben. Im Alltag zeige sich der Konflikt, wenn man etwas will, was den Erwartungen anderer allerdings widerspricht. Dann muss man sich wohl oder übel entscheiden: Bestimme ich über mich selbst oder gehöre ich dazu? Was ist mir wichtiger?
Langsam bekomme ichKopfschmerzen. Denn, natürlich will ich bei meinen
Freundinnen sein und dazu gehören – gleichzeitig aber auch über
mich selbst bestimmen. Meiner Meinung nach wäre man bei dem
Autonomiekonflikt wieder bei der Frage nach dem Respekt. Nur meine ich meine chaotische Zeitplanung in keiner Weise respektlos! Auch das Pflichttreffen ( welches im endeffekt ja auch nicht so verpflichtend ist, aber wenn alle da sind und du nicht...;) ) mit meinen Freundinnen mal nicht wahrenehmen zu wollen, sehe ich als meine persönliche Freiheitssetzung.
Vielleicht
sollte ich es mal mit Hypnose probieren? Man kann doch bestimmt
jemanden so hypnotisieren, dass man morgens beim ersten Weckerläuten aufsteht. Ha! Marktlücke gefunden!
Ob ich in Zukunft allerdings freiwillig auf die Standing Ovations
verzichten könnte, wenn ich dann doch einmal pünktlich bin, weiß ich
noch nicht. Diese Freiheit gönne ich mir noch…..